Imagines Nummorum

Ziel des Akademienvorhabens „Imagines Nummorum: Thesaurus Iconographicus Nummorum Graecorum Online (ThING)“ ist es, mit der Erarbeitung eines hierarchischen ikonographischen Thesaurus auf der Basis von Linked Open Data das Potenzial antiker griechischer Münzen für bildwissenschaftliche und kulturhistorische Fragestellungen aufzuschließen. Diese doppelte Perspektive, die Münzen gleichermaßen als Bildträger und historische Quelle auffasst, besitzt ein hohes Erkenntnispotenzial, das weit über den Forschungsgegenstand selbst hinausreicht: Mit den Münzen liegt ein antikes Bildmedium vor, das es in besonderer Weise erlaubt, Bildanalysen und kontextuelle Informationen systematisch aufeinander zu beziehen. Auf diese Weise können zentrale Bildfragen zu einer historisch und räumlich definiten Münzproduktion und -verwendung in Beziehung gesetzt werden: das Verhältnis von Bild und Bedeutungen, von Bild und Bildträger, von Bild und Text, von Bildproduktion und Bildkonsumption sowie von Serialität und Originalität. Das Projekt, das auf der Grundlagenarbeit von Corpus Nummorum basiert und aus diesem heraus initiiert wurde, hat eine vorgesehene Laufzeit von 25 Jahren.

Zur Umsetzung der Forschungsfragen sind vier Kernaufgaben implementiert:

  1. die Publikation der antiken griechischen Münzen im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, die die materielle und objektgeschichtliche Dimension des Studiums der numismatischen Ikonographie verdeutlicht,
  2. die Erarbeitung eines umfassenden Bild-Thesaurus, einer griechischen Münzikonographie (ThING) mit persistenten Identifikatoren und standardisierten Austauschformaten, die eine kontextbezogene Auswertung der Münztypen zwecks eines besseren Verständnisses der Bildsprache und visuellen Kommunikation in der Antike erlaubt,
    ThING Import Sources
  3. die Schaffung einer digitalen Struktur und die Entwicklung von KI-gestützten Werkzeugen, welche die verschiedenen Kommunikations- und Kontextebenen der Münze zusammenführen und deren Durchdringung ermöglichen und
  4. die exemplarische Auswertung des Bestandes in Bezug auf zentrale bildwissenschaftlich-historische Fragestellungen.

Die Materialbasis für diese Fragestellungen bildet das Bildrepertoire der antiken griechischen Münzen, die vom 7. Jh. v. Chr. – 3. Jh. n. Chr. von Gibraltar über ganz Europa und Nordafrika bis nach Asien geprägt wurden. Die Bildtypologie dieser Münzen soll erstmals umfassend dokumentiert, analysiert und einer Online-Publikation nach FAIR-Prinzipien zugeführt werden. Die entstehenden Normdaten und Instrumentarien werden auch für andere Objektgattungen des materiellen Erbes nutzbar sein.